50 Jahre deteringdesign
Nach vorn schauen, nicht zurück – schon klar. Wenn man aber 50 wird und der Blick auf die Anfangsjahre in weiten Teilen erstaunlich zeitgemäßes Design zeigt, ist das für uns Anlass, das gut geführte Archiv zum Jubiläum zu Tage zu fördern. In zahlreichen Ordnern und Filmkartons lagert bei uns ein Stück Grafik Design-Geschichte. An den frühen Arbeiten lässt sich gut ablesen, dass reduzierte Gestaltung am besten klare Botschaften vermitteln kann. Neben gesellschaftlichen Umwälzungen folgte in den 90ern die Revolution des Entwurfs durch den Computer. Satz musste nicht mehr zugekauft werden, die Versuchung, in die Fallen der technischen Möglichkeiten zu tappen war groß. Sinnlose grafische Effekte, nur weil digitale Technik es möglich machte, sind glücklicherweise überwunden. Für die rein digitalen Aufgaben wie Websites, Apps oder andere mobile Anwendungen loten wir in unserem Team gern die Grenzen des technisch möglichen aus. Bei Printanwendungen darf es, wenn es die Aussage unterstützt, auch mal eine Verwandtschaft zu den frühen Arbeiten geben. Wir freuen uns, dass wir unser Design wiedererkennen, sperren den Zeitgeist beherzt in den Keller und entwickeln weiter Erscheinungsbilder für die Zukunft.
1967 gründete Hartmut Detering (1939–2010) das „Atelier für Gebrauchsgrafik”. Mit Rapidograph, Reißbrett, Tusche, Tempera und Reprokamera prägte er das Erscheinungsbild vieler Unternehmen der Region und darüber hinaus mit. Der Generationswechsel begann in den frühen 80ern mit dem Einstieg von Marc Detering, der das Unternehmen mit rund 10 Mitarbeitern heute führt.
1967
Bau & Industrie
1967 war Unternehmenskommunikation eher Pionierarbeit als eine abgestimmte und routinierte Dienstleistung. Hier der erste Prospekt der Firma Goldbeck, für die wir auch heute arbeiten.

Geradliniger, unverspielter Seitenaufbau – funktioniert heute auch.

Satz bestellte man telefonisch. Wenn es schnell gehen musste, traf man sich zur Übergabe auf der Autobahn.
Aufbewahren oder weg damit?
Gut, dass wir die Druckmuster archiviert haben. Man hätte aber noch mehr behalten sollen. Der sperrige Begriff für die Oldtimer-Zulassung ist: „Pflege des Kfz-technischen Kulturgutes“.

Sehr klare und reduzierte Flächenarchitektur. Hier hat kein Zeitgeist sein Unwesen getrieben.
Moderne Typografie – nur durch die Bilder der Zeit zuzuordnen. Obwohl hier auch die Kollegen vom Produktdesign fortschrittlich waren.
1969
Große Marken
In den 60er und 70er Jahren trank man hemmungslos hochprozentig. Mit zahlreichen Flaschenausstattungen, Prospekten und POS-Maßnahmen für unterschiedliche Spirituosen-Hersteller glich das Büro über lange Phasen einem Schnapsladen.

Frisch wie heute. Wodka-Rezepte im Postkartenformat.

Typische Druckvorlage und ein Wertpapier – mal nicht reduziert, aber eben angemessen.

Bilder und Satzelemente aus der Reprokammera wurden auf Reinzeichenkarton montiert.

Kontinuierliche Arbeit am Markenbild des legendären Schinkenhäger.
Point of Sale
Also Handel, mehr aber noch die Gastronomie – sozusagen Point of Ausschank wurden mit Aufstellern und Magazinen beworben.
1972
Pharma
Retrospektiv futuristisch: Kampagnen-Gestaltung, Verpackungsdesign, Anzeigen, Broschüren für den deutschen Markt des amerikanischen Pharmakonzerns Wellcome.

Insgesamt 4 verschiedene Bildkollagen für das Reisepräparat Collox.

Bleistift-Scribble, Fotokollage/Airbrush und die Montage mit Text.

Familie eingespannt: Marc Detering und Mutter Karin beim Shooting am See.

Forschen wie bei Captain Kirk – spannende Welt zwischen gestern und übermorgen.
1975
Möbel und Mode
Zeitlose Klassiker und braun-beige Relikte des Lifestyle. Das Produkt präsentiert den Zeitgeist eben doch. Aber auch in geradlinigem Grafik Design.

Keine Angst vor Kontrasten und großer Typo. Mutig wie die damaligen Tapetenmuster.

Klare, fette Helvetica auf durchgefärbtem Naturpapier für ein rustikales Produkt.
Grafisch voraus
Kritisch könnte man einwenden, dass die klare und geradlinige Gestaltung dem Produkt nicht gerecht wird. Wir sage heute, das Möbeldesign hat sich eben stark weiterentwickelt und die grafische Form war seiner Zeit voraus.

Zu reduziert für fast schon barocke Polstermöbel? Möglicherweise.
Nachhaltig?
Neue Fotos, eine neue Flächenfarbe, Logo aktualisieren, fertig! Wäre wie vor 50 Jahren immer noch ein moderner Seitenaufbau. Trotzdem gut, dass Gestaltung so nachhaltig nicht sein muss.
1980
Literatur & Kultur
Neben den großen Marken und Industriekunden, gab es immer auch Aufgaben aus diesem Bereich. Der Übergang zu den 80ern wird sichtbar, die Klarheit bleibt. Die Kodak-Kartons geben noch sehr viel mehr her, aber damit schließen wir erstmal. Was wir danach gestaltet haben können wir ja in 50 Jahren zeigen. Jetzt also zurück in die Zukunft.

Mehr Strichstärken-Kontrast geht nicht. Corporate Design für einen Fachverlag.

Entschiedene Typo und Mut zur Fläche statt feiges Vermitteln.